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Wenn Helfer zu Freunden werden
Natalia Wolf leitet das Projekt „Ehrenamt in der Flüchtlingshilfe“ bei der Arbeiterwohlfahrt (AWO) im Kreisverband Traunstein. Sie unterstützt und berät ehrenamtliche Helfer in 33 Gemeinden bei der Arbeit.
Das Interview wurde im Jahr 2016 geführt.
Sie ist zur Stelle, wenn ehrenamtliche Helferinnen und Helfer Fragen haben, wenn sie Beratung brauchen oder Unterstützung dabei, neue Hilfsprojekte auf die Beine zu stellen: Natalia Wolf, Projektleiterin „Ehrenamt in der Flüchtlingshilfe“ bei der Arbeiterwohlfahrt (AWO) im Kreisverband Traunstein. Die Förderung erfolgt im Rahmen des Projekts Bürgerschaftliches Engagement für Flüchtlinge in der AWO durch die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration. Seit Herbst 2015 betreut sie halbtags 33 Gemeinden – jede davon hat einen eigenen Helferkreis zwischen 8 und weit über 100 Freiwilligen. In der verbleibenden Zeit gibt sie Deutschunterricht in Flüchtlingsklassen an einer Berufsschule und engagiert sich selbst ehrenamtlich.
Handeln aus Herzensmotiven
Tatsache ist: Tausende bayerische Bürgerinnen und Bürger haben sich im Zuge des enormen Zugangs an Asylsuchenden 2015 ehrenamtlich eingesetzt. Die schnelle Hilfe und das bürgerschaftliche Engagement waren und sind überwältigend. „Die Menschen haben aus tiefster Überzeugung humanitäre Hilfe geleistet. Manche sind total erschöpft“, sagt Natalia Wolf. Mit dem Projekt „Herzlich Ankommen“ möchte die AWO ehrenamtliche Helferinnen und Helfer bei ihrer Arbeit unterstützen und Orientierung geben. Darüber hinaus möchte Natalia Wolf Flüchtlingen das Ankommen in Bayern erleichtern. Ihr eigener Migrationshintergrund hat ihr ein gutes Gespür dafür gegeben, was Menschen in der Fremde am nötigsten brauchen – abgesehen von einem sicheren Dach über dem Kopf.
Natalia Wolf ist gebürtige Russin, hat ihren österreichischen Mann 1993 bei ihrem Deutschlandaufenthalt im Rahmen des Austauschprogramms des Deutschen Pädagogischen Austauschdienstes in München kennengelernt. Seit 1998 lebt sie in Traunstein, ihre beiden Kinder sind 15 und 19 Jahre alt. „Du kommst in ein fremdes Land und hast erst mal null Ahnung. Infos und Kontakte zu Einheimischen waren für mich das wichtigste, als ich ganz neu hier war“, erinnert sie sich. Nach 21 Jahren in Bayern sagt sie über sich: „Ich bin voll und ganz integriert. In vielen Bereichen habe ich mich angepasst und schätze das Leben hier sehr. Gleichzeitig fühle ich mich meinem Heimatland verbunden und habe mir manche Werte erhalten.“
„Ich finde es schön, wenn zwischen Helfern und Flüchtlingen Freundschaften entstehen. Aber beide Seiten müssen darauf achten, dass dies auf Augenhöhe geschieht.“
Zwischen Nähe und Distanz
„Ehrenamtlichen fällt es häufig nicht leicht, die richtige Mischung aus Nähe und Distanz zu finden. Oft entstehen sehr enge Kontakte zwischen Flüchtlingen und Einheimischen, die Grenzen zwischen Ehrenamt und Freundschaft sind fließend“, so Wolf. Das stelle die Helferinnen und Helfer oftmals vor Probleme. Nein sagen ist schwierig, wenn dich der vertraute Freund um Hilfe bittet. „Das eigene Leben der Ehrenamtlichen darf nicht zu kurz kommen“, betont Wolf. Wer keine Zeit mehr für die eigene Familie hat, den Kontakt zu Freunden und Bekannten vernachlässigt und sich selbst keine Verschnaufpausen gönnt, hält nicht lange durch. Ein wenig professionelle Distanz sollte sich jeder Ehrenamtliche erhalten, um nicht auszupowern. Nicht zuletzt bewahrt etwas Abstand die Helferinnen und Helfer vor Enttäuschungen, die immer wieder vorkommen können. Wenn zum Beispiel ein gut gemeinter Ratschlag nicht angenommen wird oder der Asylbewerber einen Praktikums- oder Ausbildungsplatz ausschlägt, weil er andere Pläne hat, ist der Frust des Helfers oft groß. „Die Ehrenamtlichen übernehmen regelrecht Patenschaften für ‚ihren’ Flüchtling. Manchmal übersehen sie dabei, dass dieser kein Kind mehr ist, sondern ein erwachsener Mensch mit einem anderen kulturellen Hintergrund, einer anderen Erziehung und schwierigen Erlebnissen in der Vergangenheit“, erklärt Natalia Wolf.
Freundschaften ja – aber auf Augenhöhe
„Ich finde es schön, wenn zwischen Helfern und Flüchtlingen Freundschaften entstehen. Aber beide Seiten müssen darauf achten, dass dies auf Augenhöhe geschieht.“ Oft helfe es schon, einmal über die Motive für das eigene Engagement nachzudenken und sich in die Situation der Flüchtlinge hineinzuversetzen. Warum möchte ich helfen? Welches Bild habe ich von Flüchtlingen? Was würde ich an ihrer Stelle tun? Als Ehrenamtlicher Antworten auf diese Fragen zu finden, sei enorm wichtig. „Manche Asylsuchenden werden ‚überbetreut‘, andere können Hilfe nicht gut annehmen oder wollen ihre eigenen Entscheidungen treffen“, sagt Wolf. Das müsse man akzeptieren. Wichtig für eine nachhaltige Arbeit sei vor allem das Prinzip „Hilfe zur Selbsthilfe“. Auch der Selbstschutz dürfe nicht zu kurz kommen. Stichwort Nähe und Distanz.
Ohne Ehrenamtliche geht es nicht
Die erste große Anstrengung zur Aufnahme und Integration der Flüchtlinge haben wir hinter uns – davon ist Wolf überzeugt. „Ohne die vielen, vielen Ehrenamtlichen hätten wir das nicht geschafft. Es ist wirklich an der Zeit, Danke zu sagen.“ Danke an alle Helferinnen und Helfer, die schnell und unbürokratisch zur Stelle waren, als jede Hand zählte. Danke für die vielen Sach- und Geldspenden, für Tausende Stunden geopferter Freizeit. Danke für alle großen und kleinen Taten. Danke für jedes Lächeln und jedes freundliche Wort. „Das Gröbste haben wir geschafft“, glaubt Natalia Wolf. „Jetzt kommen ruhigere Zeiten, aber auch große Herausforderungen auf anderen Gebieten. Die Integration vieler geflüchteter Menschen steht uns erst bevor. Ein nachhaltiges freiwilliges Engagement in der Flüchtlingshilfe ist darum enorm wichtig.“