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„Integration ist keine Einbahnstraße“
Asylsozialberaterin Verena Luft arbeitet mit jungen männlichen Flüchtlingen in der Traglufthalle Grünwald bei München. Bislang hat sie als Frau nur positive Erfahrungen gemacht.
Das Interview wurde im Jahr 2016 geführt.
Hilfe zur Selbsthilfe, für Verena Luft bedeutet das vor allem: „Die geflüchteten Menschen in die Lage zu versetzen, hier ein eigenständiges Leben zu führen. Dazu gehört, dass sie die Sprache sprechen und die Strukturen und Regeln verstehen.“
Asylsozialberaterin in der Traglufthalle Grünwald
Verena Luft, Jahrgang 1990, ist studierte Ethnologin und arbeitet seit Ende 2015 als Asylsozialberaterin für den Verein „Hilfe von Mensch zu Mensch e. V.“ in der Traglufthalle Grünwald südlich von München. Dort sind vor allem Männer zwischen 18 und 25 Jahren untergebracht, immer sechs bis acht Jungs in einer Schlafkabine. Die meisten Flüchtlinge verbringen mehrere Monate in der Traglufthalle. Ihre Arbeit als Frau unter lauter Männern? Macht keine Probleme. „Ich wurde als Frau noch nie respektlos behandelt.“ Man kennt sich, grüßt sich auf der Straße. Es läuft gut in Grünwald.
„Bei allen berechtigten Erwartungen, die wir in puncto Integration an Flüchtlinge haben, finde ich es wichtig, sie als Menschen willkommen zu heißen.“
Hilfe von Mensch zu Mensch: Der Name ist Programm
„Wir helfen den Flüchtlingen bei Behördengängen, bei der Anmeldung zu Sprach- und Integrationskursen oder dabei, ein Praktikum oder einen Ausbildungsplatz zu finden“, berichtet Verena Luft aus ihrem Berufsalltag. Die Begegnung auf Augenhöhe ist ihr wichtig. Hilfe von Mensch zu Mensch ist mehr als ein Name, es ist Programm. „Die Menschen sind aus einer Notlage geflohen. Bei allen berechtigten Erwartungen, die wir in puncto Integration an sie haben, finde ich es wichtig, sie als Menschen willkommen zu heißen.“ Die allermeisten wollen sich gut integrieren, Deutsch lernen und eine Arbeit finden, sagt Verena Luft. „Aber Integration ist keine Einbahnstraße. Sie beruht auf Gegenseitigkeit.“ Guter Kontakt zwischen Einheimischen und Flüchtlingen sei besonders wichtig und baue Ängste auf beiden Seiten ab.
Mit dem Burschenverein bei der Maibaumwache
In Grünwald strengen sich viele Menschen an. „Der Helferkreis macht einen ganz tollen Job. Aber auch die Vereine beziehen die Flüchtlinge großartig mit ein.“ Es wird Fußball gespielt und Deutsch gelernt, gesungen und gekocht – und in die neue, bayerische Kultur geschnuppert. Zum Beispiel bei der Maibaumwache gemeinsam mit dem Burschenverein. Die Grünwalder Burschen beteiligen die Flüchtlingsjungs auch bei den Dorffesten – vom Tanz in den Mai bis zum Festzeltbetrieb mit Livemusik. Es läuft gut in Grünwald.